Weiberspeck Unterwäsche der
Renaissance - 1550 - 1650
Mit Liebe zum Detail Unerlässliches Accessoire für Damenkostüme der Spätrenaissaince
Der Begriff Weiberspeck, auch Vertugadin, im Deutschen Wörterbuch (DWB) nur als Speck, stammt aus dem späten 16. bis frühen 17. Jahrhundert und bezeichnet einen ringartigen Wulst, den sich Frauen unter dem Rockum die Hüften banden.
Der Weiberspeck war mit durch die Spanische Kleidermode bedingt, die in der ausgehenden Renaissance und des spanischen Barocks, der Zeit zwischen 1500 und dem Dreißigjährigen Krieg, stilbildend wurde. Die menschliche Figur wurde in geometrische – unter anderem kegelförmige –, auswattierte, enge Kleidung gehüllt, die weiblichen Formen verhüllt oder durch Korsetts geformt.
Der Weiberspeck war eine biegsame, leichte Röhre, die unter dem Oberrock angelegt wurde, um eine zylinderförmige Rocksilhouette zu erzielen. In Frankreich wurde sie auch vertugadin en bourrelets(deutsch Tugendwächterwulst) genannt, da sich unter dem teilweise mit Werg ausgestopften Teil die Folgen einer Schwangerschaft, auch infolge von Fehltritten, lange verbergen ließen. Paul Schubring gibt Vertugadin als deutsches Synonym an. Der Weiberspeck war allerdings eher eine bürgerliche Erscheinung, der (deutsche) Adel blieb länger beim Reifrock. Auch bei den weniger Wohlhabenden ersetzte der Weiberspeck den teuren Reifrock. Das DWB sieht ihn dagegen als dessen Vorläufer.
Der Ausdruck gehört zu einer Reihe von wenig systematisch erschlossenen textilen Bezeichnungen, die die Themenfelder Körper, Nahrung und Kleid sprachlich verbinden. Weitere Beispiele sind Schinken- oder Keulenärmel oder der Slangartikel Muffin top (etwa Hüftgold oder Fettkragen, nach Art eines über eine Muffinform hinausragenden Gebäckrandes). Das beim Weiberspeck erfolgende Experimentieren mit dem räumlichen Potential von Kleidung gehört zu den wesentlichen (historischen) modischen Verfahren; erst in der Moderne wurde Kleidung zunehmend flächig (anliegend).